Zur Geschichte des Leinreiters

Foto: Robert Adam-Frick

Der „Leinreiter“ prägt seit 1994 die Szenerie am Landungsplatz und ist über die Jahre zu einem Wahrzeichen von Rüsselsheim am Main geworden. Die 3,15 Meter hohe Bronzeskulptur des Darmstädter Künstlers Detlef Kraft nimmt Bezug auf das vorindustrielle Rüsselsheim und eine bis in das 19. Jahrhundert ausgeübte Tätigkeit: Leinreiter zogen mit Hilfe kräftiger Pferde Schiffe an einer Leine den Main aufwärts, um Güter zu transportieren.

Gefahr des Ertrinkens
Das Ziehen von Schiffen mit Hilfe von Pferden erforderte viel Geschick. Bei aufgeweichten oder überschwemmten Wegen rutschten die Pferde immer wieder aus und drohten zu ertrinken. Trieb das Schiff durch einen Steuerfehler in die Strommitte, mussten die Treidelknechte, wie die Leinreiter auch hießen, das Seil kappen. Sie saßen einseitig auf dem Pferd, um bei Gefahr schnell abspringen zu können. Die Reiter schauten nach hinten, um den das gezogene Schiff im Blick zu haben.

Bis zu sechs Pferde
Die Schiffe und Kähne wurden zwischen Frankfurt und Mainz mit einer langen Leine, der Treidelleine, gezogen, die am Schiffsmast befestigt war. Die Muskelkraft von bis zu sechs Pferden war nötig, um ein Schiff mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 km/h den Leinpfad entlang zu schleppen. Die Pappeln am Mainufer erinnern an den ehemaligen Treidelpfad. Die Anspannstation befand sich am Gasthof Holz an der Mainpforte, den wir heute als das Hotel Höll am Main kennen.

Ketten lösen das Treideln ab
Die Gründung der Stadt Rüsselsheim ist unter anderem auch auf die Hafenfunktion des Ortes zurückzuführen. Die Leinreiter und die Treidelschifffahrt fanden ihr Ende mit dem Beginn der Kettenschifffahrt Ende des 19. Jahrhunderts. Entlang einer im Fluss verlegten Kette zogen sich Kettenschleppschiffe mit mehreren angehängten Schleppkähnen stromaufwärts.

Sieger eines Wettbewerbs
Die Initiative zu diesem Denkmal ging von der Stadt Rüsselsheim aus, die an die Handelstradition der Stadt zwischen Mainz und Frankfurt erinnern wollte. Im Rahmen eines Wettbewerbes von sieben Modellen wurde der Entwurf von Detlef Kraft ausgewählt, der mit einer realistischen Darstellung an die vorindustrielle Zeit erinnert.

Drei Jahre Arbeit
Nach drei Jahren Arbeit am Werk wurde die in einem Stück gegossene Skulptur am 9. Juni 1994 aufgestellt. Die Skulptur ist mit 3,15 Meter Höhe etwas überlebensgroß. Die deutlich reduzierte Formensprache strömt Kraft und Ruhe aus.

Denkmal zieht um
Die Skulptur stand am Mainufer zunächst dort, wo früher der alte Lein- bzw. Treidelpfad entlang führte. Als 2016 am Landungsplatz ein neuer Radweg entstand, wurde das mit Sandsteinsockel und Fundament über 20 Tonnen wiegende Monument um drei Meter an den heutigen Standort versetzt.

Stadtname geändert
Übrigens: Erst zum 30. Juli 2015 erfolgte die offizielle Umbenennung von Rüsselsheim in Rüsselsheim am Main bekannt. Grund für den Namenszusatz ist die positive Besetzung des Mains als Natur-, Freizeit- und Wirtschaftsfaktor.

Quellen

Main Rüsselsheim

Wikipedia

Das Info-Blatt zum Runterladen

Die ausführliche Version (2 Seiten)

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Die kurze Information (1 Seite)

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Ein Loblied auf den Leinreiter

Dr. Bärbel Maul, Leiterin des Stadt- und Industriemuseums der Stadt Rüsselsheim am Main, hat bei der öffentlichen Vorstellung der Leinreiter-Skulptur eine kurze, gleichwohl bemerkenswerte Einführung in die Mainschifffahrt gegeben und zugleich erklärt, warum der Leinreiter ihr Lieblingsdenkmal ist.

Das Manuskript ihres kurzweiligen Beitrags lässt sich hier zum Nachlesen downloaden:

Download leinreiter-rede-dr._baerbel_maul.pdf - 54 kB